gesunde Beziehungen – und was den Weg dorthin erleichtert


Lesedauer: 3 Minuten

Auch wenn die wenigsten Menschen mit dieser Vorstellung in eine Therapie oder Beratung gehen, Grundlage dieser Arbeit sind immer Beziehungen. Einerseits, weil man nur auf Basis einer guten Beziehung helfen kann, andererseits aber auch, weil in jeder Sitzung irgendwann das Gespräch auf Beziehungen der Ratsuchenden kommt. Häufig zeigt sich: wir alle führen Beziehungen in unserem Leben, aber wir nehmen uns oft erst dann Zeit für die Pflege dieser Beziehungen, wenn es irgendwo hakt. Heute möchte ich daher einige Hilfestellungen geben, damit eine gesunde Beziehung entstehen oder erhalten werden kann.

Es geht mir nicht um Tipps oder Tricks in Krisen, vielmehr möchte ich grundsätzliche Regeln vorstellen, die dem Schutz beider Parteien und damit auch der Beziehung dienen sollen. Zudem sind es universelle Regeln, die für jede Form von Beziehung gelten können und sollten.

Werten Sie Ihr Gegenüber nicht ab.

Die allerwichtigste Grundregel im Umgang mit anderen Menschen ist, dass jeder Mensch einen Wert hat, den er oder sie sich nicht verdienen muss, sondern der sozusagen all-inclusive ist. Thema: Menschenwürde. In der Theorie stimmen wir da vermutlich überein, niemand möchte gerne abgewertet werden. In der Praxis bedeutet das neben dem Verzicht auf offensichtliche Beleidigungen auch, dass ich mein Gegenüber nicht klein mache, mich über den:diejenige stelle oder dem:derjenigen Kompetenzen abspreche. Auch das sogenannte „overhelping“, also jemandem bei etwas zu helfen, das er oder sie wunderbar alleine schafft, fällt in diese Kategorie.

Lassen Sie Ihr Gegenüber nicht im Regen stehen

Eine Form der Wertschätzung einer Beziehung ist auch, diese in schwierigen Zeiten nicht einfach wegzuwerfen. Das bedeutet, dass ich mein Gegenüber nicht mitten in einer Diskussion einfach stehenlasse und weggehe. Ich nehme mir die Zeit und bewusst auch die Kraft, Konflikte in der Beziehung anzuschauen und wo möglich zu klären und lasse den:die Andere:n nicht einfach im Regen stehen. Eine Ausnahme gibt es von dieser Regel: wenn ich so in meinen Emotionen gefangen bin, dass ich erstmal wieder „runterkommen“ muss. Dann kann ich das kurz erklären und mir eine Auszeit nehmen, um das Gespräch später etwas gefasster und konstruktiver wieder aufzunehmen

Achten Sie auf Inhalt und Ton

Selbstverständlich gehört dieser Punkt zum ersten Thema des wertschätzenden Umgangs miteinander. Mir ist aber wichtig zu betonen: respektvoller Umgang beinhaltet auch den Ton, die Art der Kommunikation. Ich kann auch einen inhaltlich freundlichen oder neutralen Satz mit einer Schärfe oder Lautstärke versehen, dass auch dieser zur Abwertung oder zum Angriff wird.

Liebe in allen Lebenslagen

Klar, vor allem in der Beziehung zu den eigenen Kindern, aber manchmal auch dem Partner/ der Partnerin oder Freund:innen gibt es Momente, in denen mir die Person wahnsinnig auf die Nerven geht. Und es ist auch völlig in Ordnung, mal wütend aufeinander zu sein. Für eine gesunde Beziehung ist es wichtig, dass ich den anderen/ die andere auch dann nicht daran zweifeln lasse, dass ich sie/ ihn liebe. Manchmal braucht es vielleicht eine Erinnerung daran, dass ich ihn oder sie liebe, auch wenn ich wütend bin. Denn diese Gefühle können durchaus gleichzeitig da sein. Ich liebe ja schließlich die Person als Ganzes, das ändert sich nicht aufgrund einzelner Verhaltensweisen oder meiner aktuellen Emotion ihr oder ihm gegenüber.

Was du fühlst ist okay, was ich fühle ist okay.

Daran schließt sich der nächste Punkt an: es ist wichtig, Gefühle ernst zu nehmen und stehen lassen zu können. Das bedeutet weder, dass ich das Gleiche fühle, noch, dass ich eine bestimmte Verhaltensweise des/der anderen einfach hinnehmen muss. Aber wenn jemand mir mitteilt, wie er oder sie sich fühlt, dann ist das so. Ich kann für niemand anderen entscheiden, was er oder sie fühlt, ich kann es nicht besser wissen und ich kann auch selten etwas daran ändern. Gefühle sind eben da und sie haben auch einen Zwecke. Welchen, das erfahren Sie hier. Was ich aber tun kann, ist zu verstehen wie es zu diesem Gefühl kommt und gemeinsam zu versuchen, einen Umgang damit zu finden.

…sonst verlasse ich dich

Neben dem Inhalt und dem Ton einer Botschaft ist auch die Sicherheit in Beziehungen etwas maßgebliches. Eigentlich ganz einfach: je mehr Unstimmigkeiten wir in unserer Beziehung klären können, desto stärker wird sie und desto gesünder. Um diese Konflikte anzugehen muss ich mir aber sicher sein, dass die Beziehung das auch aushält, dass der:die Andere mich nicht verlässt, wenn ich etwas unangenehmes anspreche. Wer also möchte, dass sein:ihr Partner:in bereit ist, an der Beziehung auch zu arbeiten, der darf der:dem Anderen nicht drohen, ihn/ sie zu verlassen.

Am Ende steht Verständnis

Wichtig in der Klärung von Konflikten ist gar nicht immer, dass eine für alle perfekte Lösung gefunden wird. Viel wichtiger ist, dass sich jede:r verstanden fühlt. Deshalb sollte ein Gespräch immer erst dann enden, wenn sich beide Parteien verstanden fühlen. Selbst wenn man nicht immer einer Meinung ist, lässt sich das so gut aushalten und die Beziehung kann daran wachsen. Und oft – wenn auch bei weitem nicht immer – lässt sich so doch zu einer Lösung kommen, die für beide Parteien befriedigend ist.


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