Buddhismus und Psychoanalyse


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In meiner Praxis arbeite ich vor allem mit zwei Theorien oder vielleicht sogar Philisophien: Buddhismus und Psychoanalyse. Als Achtsamkeitstrainerin lehre ich diese Methode in meinen Kursen und in den Psychotherapien arbeite ich auf Grundlage der Psychoanalyse. Beide Philosophien wirken manchmal aus der Zeit gefallen, sind aber eigentlich hoch aktuell. Und passen auch erstaunlich gut zusammen.

der goldene Buddha und das Unbewusste

Es gibt in Bangkok den goldenen Buddha, eine berühmte sitzende Statue des Buddha. Es gab eine Zeit, da war dieser goldene Buddha mit einer Schicht aus Ton und bemaltem Glas umgeben um zu verhindern, dass er Plünderungen zum Opfer fiel. Mit dieser Zusatzschicht konnte der wahre Wert dieser Statue verschleiert werden. Mit der Zeit geriet jedoch in Vergessenheit, dass es sich nicht nur um einen Ton-Buddha handelte, bis die Statue einmal aus Versehen kaputt ging. Erst durch diesen Riss wurde der wahre Wert des Buddha sichtbar. Ein sehr schönes Symbol für die sogenannte „Buddha-Natur“, also das Goldene in uns.

Ähnlich verhält es sich mit dem Unbewussten. Wir leben jeden Tag in unserer „Normalität“, wie die Menschen den Ton-Buddha verehrt haben. Und übersehen dabei die Schicht aus Ton, die eigentlich nur ein Schutz ist um das Wertvolle in uns zu bewahren. Gleichzeitig kann dieser Wert, der jedem Menschen innewohnt, vor lauter Ton in Vergessenheit geraten. Und wir halten dann die Tonschicht für den eigentlichen Buddha oder unseren Schutzmechanismus für unser eigentliches Selbst. In der Psychoanalyse wird die Tonschicht abgetragen um so zum Buddha darunter zu kommen. Der Buddhismus lehrt diese Geschichte mit genau dem gleichen Ziel.

In der Psychoanalyse soll innere Freiheit im Denken und Handeln entstehen, indem wir begreifen, was unser Schutzmechanismus ist, wofür wir ihn gebraucht haben und hinterfragen ob er noch nötig ist.

Wie Buddhismus und Psychoanalyse heilen

Beide Denkweisen leben von drei Dingen: dem Nicht-Urteilen, der Langsamkeit und der Beziehung. Jeder Gedanke, jede Empfindung und Wahrnehmung müssen ausgesprochen und urteilsfrei betrachtet werden um uns selbst zu verstehen. Ein Urteil zu fällen, baut nur wieder die Tonschicht auf. Um das zu ermöglichen braucht es – wie beim Ton-Buddha – viel Zeit. Manche Risse entstehen in einem Konflikt – weil wir etwas zerbrechen. Manche Risse entstehen, weil wir etwas reparieren möchten und unachtsam sind. Und manche entstehen, weil wir aktiv nach etwas in uns suchen und verstehen, dass wir dafür die Tonschicht lösen müssen. Und Risse verursachen Schmerzen. Die Menschen haben geweint, als sie den Riss im Ton-Buddha sahen, schließlich hatten sie Angst, der geliebte Buddha sei nun zerstört. Erst nach der Trauer konnten sie erkennen, was unter der Ton-Schicht verborgen lag. Ähnlich verhält es sich mit der Seele. Risse schmerzen. Und dieser Schmerz lässt sich viel leichter ertragen, wenn mich jemand hält. Und dafür braucht es Beziehung.

Buddhismus und Psychoanalyse – Warum wir beide dringend brauchen

An allen drei dieser Grundsteine – Nicht-Urteilen, Langsamkeit und Beziehung zu anderen – krankt die Menschheit heute. In allen Gesellschaften zeigen sich Spaltungen, trotz Fortschritt an vielen Stellen, wird noch immer viel geurteilt. In gewisser Weise liegt das auch in der menschlichen Natur. Aber es führt eben dazu, dass wir wichtige Zusammenhänge übersehen und unsere „Normalität“ nicht mehr hinterfragen. Denn ich habe ja mein Urteil schon gefällt. Über die Geschwindigkeit in der Arbeitswelt haben andere schon viele Worte verloren und Studien belegen immer wieder, dass es uns krank macht. Und dann fehlt auch die Zeit für Beziehungen, für Familie und für sich selbst. Stattdessen werden Beziehungen unverbindlicher oder oberflächlicher. Aber auch hier geht dann die Chance verloren, seinen eigenen Buddha zu entdecken. Und es fehlen die Menschen, die einem en Schmerz erträglicher machen. Dabei wäre es so wichtig, sicher sein zu können, dass man nicht verurteilt, Zeit hat und Begleitung findet auf dem Weg zum eigenen goldenen Buddha. Klar kann ich auch mein Leben lang den Ton-Buddha verehren. Aber – welch Schatz, der mir da entgeht.


Im Alltag finden sich immer wieder kleine Momente der Achtsamkeit. Diese Inseln der innere Ruhe können helfen eigene Bedürfnisse zu erkennen und so ausgeglichen und gesund zu bleiben. Achtsamkeit ist eine Technik, die jede:r lernen kann und für die man absolut nichts braucht außer die eigene Wahrnehmung. Das kann jede:r schnell und einfach lernen und für sich passend umsetzen. Deshalb biete ich Achtsamkeitskurse an.

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