Warum Burnout mehr als nur Erschöpfung ist


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Der Begriff des Burnouts ist heute weit über die Psychologie hinaus bekannt. In vielen Bereichen der Arbeitswelt gehört er schon fast zum guten Ton. Dort wird ein Burnout verstanden als Selbstaufgabe für die Arbeit, die wiederum als lobenswerte Einstellung zur Leistung gefeiert wird. Oft wird ein Burnout auch als Modediagnose bezeichnet. Vom klinischen Standpunkt aus ist ein Burnout tatsächlich keine Diagnose, er wird im ICD (International Classification of Dissenses), dem im deutschsprachigen Raum verwendeten Diagnosemanual, lediglich als Zusatzbezeichnung geführt. Spricht man vom sogenannten Burnout, ist im klinischen Sinne eine Depression gemeint, oft auch als Erschöpfungsdepression bezeichnet.

Dieser Zustand ist dadurch charakterisiert, dass man sich ausgebrannt, erschöpft, unter Druck oder nicht mehr leistungsfähig fühlt, obwohl man vollen Einsatz bringt, oder es schwerfällt, den hohen (inneren wie äußeren) Anforderungen des Alltags gerecht zu werden. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass dieser Zustand häufig missverstanden wird als besondere Arbeitsmoral, wird deutlich, warum es so schwer sein kann, sich aus so einem Burnout zu befreien.

Je stressiger der Alltag wird, desto eher vergisst Mensch sich selbst, die hohen eigenen Ansprüche und die Anforderungen des Alltags führen zum Vernachlässigen der eigenen Selbstfürsorge. Und das wiederum führt häufig dazu, dass nur noch das Funktionieren im Alltag im Fokus steht. Zudem wird dieses Funktionieren vom Umfeld (z.B. dem Arbeitgeber) direkt belohnt (Lob, Gehaltserhöhung…), wohingegen die Selbstfürsorge hauptsächlich langfristig in Form eines Schutzes vor psychischer Erkrankung ihre Wirkung zeigt.

Ganz besonders schwierig macht es die derzeitige Situation, die oft erfordert, dass Arbeit und Privatleben im Homeoffice nebeneinander funktionieren. Erholung und berufliche Aufgaben verschmelzen, meistens kommt die Erholung zu kurz, da ein Abschalten von der ständigen Präsenz der Aufgaben oder des Arbeits-Laptops im Privatleben verhindert wird.

Der Kopf ist ständig in der Arbeit, die Gedanken kreisen um die Aufgaben. Grundsätzlich ist es sehr wichtig, dass unser Körper ein System hat, das uns die kurzfristige Bereitstellung von Energie auch über die eigene Erschöpfung hinaus ermöglicht. Dieses System sichert unser Überleben und lässt uns kurzfristig mit ungeahnten körperlichen und psychischen Kräften aufwarten.

Hält dieser Stress nur kurz an, steckt unser Körper das locker weg. Wird der Stress allerdings zum Dauerbegleiter, kann das erwiesenermaßen nachhaltige Folgen haben.

Auswirkungen von Stress

Die Auswirkungen einer Dauerbelastung durch Stress zeigen sich nicht nur im sozialen Umfeld, das den Rückzug deutlich spürt, sondern auch in Form psychischer und körperlicher Symptome.

Psychische Folgen

Die ständige Aktivierung durch körperlichen oder psychischen Stress hat auch Auswirkungen auf die Seele. So kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • Emotionale Erschöpfung
  • Gleichgültigkeit
  • Zynismus
  • Gereiztheit
  • verringerte Leistungsfähigkeit
  • Überforderungsgefühl
  • sozialer Rückzug
  • Angstgefühle
  • Schlafstörungen, bis zu Depression und Suizidgedanken  

Körperliche Folgen

Zu viel Stress über zu lange Zeit kann eine ganze Reihe an körperlichen Folge-erscheinungen nach sich ziehen. Davon betroffen sind unter anderem folgende Bereiche:

  • das Gehirn (z.B. Schwindel)
  • das Herz-Kreislauf-System (z.B. Bluthochdruck)
  • das Immunsystem (häufigere Erkrankungen)
  • die Funktion der Lunge (Atemnot)
  • die Muskulatur und Körperstatik (Bandscheibenvorfall, Verspannungen)
  • die Nerven (Schmerzen, Zittern, Tics)
  • das Ohr (Tinnitus, Hörsturz)
  • die Sexualität (Libidoverlust, Impotenz)
  • der Stoffwechsel (Gewichtsveränderungen)
  • Verdauungsorgane (chronische Erkrankungen, Übelkeit)

Allerspätestens bei Auftreten der ersten Symptome sollte die Notbremse gezogen und professionelle Hilfe aufgesucht werden.

Wege aus dem Burnout

Die Entscheidung, etwas ändern zu wollen ist immer der erste Schritt und auch der wichtigste. Wie bei jeder psychischen Erkrankung kann jede noch so gute Hilfe ihre Wirkung nicht entfalten, wenn keine Änderungsmotivation besteht. Im Optimalfall holen Sie sich die Hilfe noch bevor sie in der Erkrankung angekommen sind, dann ist auch der Weg raus aus dem Burnout wesentlich kürzer.


In jedem Fall ist das Erkennen des eigenen gesundheitsschädlichen Verhaltens die Grundvoraussetzung dafür, etwas daran zu ändern. Anschließend gilt es, dieses Verhalten durch ein gesundheitsförderliches zu ersetzen und sich die Frage zu stellen, wie es zu diesem Verhalten überhaupt kam. Das ist insofern wichtig, als wir nur Dinge tun, die uns in irgendeiner Form nutzen (z.B. erhalten wir dadurch Anerkennung). Wenn wir nicht verstehen, inwiefern das gesundheitsschädliche Verhalten einen Nutzen hat und diesen anderweitig erzielen (z.B. Anerkennung durch Familie oder Freunde), wird schlicht und ergreifend etwas fehlen und unser Selbstwert wird leiden. In diesem Fall wird es nicht lange dauern, bis das alte Verhalten sich wieder einschleicht, niemand kann schließlich ganz ohne Anerkennung und Wertschätzung leben.

Zu gesundheitsförderlichem Verhalten gehören neben Schlafhygiene, gesundem Essverhalten und ausreichend Erholungsphasen auch die Freizeitgestaltung und der allgemeine Umgang mit sich selbst.


Wenn Sie Unterstützung brauchen, um einen geeigneten Weg aus dem Burnout zu finden, kontaktieren Sie mich gern!


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