Das bisschen Haushalt: lästig oder achtsam


Lesedauer: 3 Minuten

Immer wieder beschäftigt mich die Frage, wie kann ich alltägliche Aufgaben nutzen, um nebenbei etwas für meine psychische Gesundheit zu tun. Und das Paradebeispiel der täglichen Aufgaben ist wohl der Haushalt: eine Sammlung wiederkehrender Aufgaben, ohne deren Erledigung unser Leben nicht funktionieren würde. Denn wir hätten nichts zu essen oder anzuziehen, würden aufgrund der Keime im schmutzigen Haushalt krank werden, im Müll ersticken, die Kinder darin verlieren oder uns beim Stolpern über die Unordnung verletzen.

Auf diese völlig banale Art tun wir mit der Erledigung der Haushaltsaufgaben also schon etwas für unsere psychische Gesundheit: wir erhalten unsere körperliche Gesundheit. Und Körper und Seele sind so eng miteinander verbunden, dass das eine nicht ohne das andere funktionieren kann. Zudem verschafft eine Ordnung im Außen (der Wohnung) uns auch eine Ordnung im Innen (dem Kopf).

Kinderarbeit im Haushalt

Aber die lästigen kleinen Pflichten können noch mehr für uns tun. Schon als Kinder lernen wir einiges fürs Leben, wenn wir uns an diesen Pflichten – altersgemäß – beteiligen. Wir lernen z.B., dass Aufgaben leichter zu schultern sind, wenn man sie aufteilt, dass es sogar Freude bringen kann, Andere zu unterstützen! Oder, dass es sinnvoll ist, Aufgaben nach Qualifikation zu vergeben. Auch, dass es wichtig ist, auf die eigene Sicherheit zu achten und, dass es unterschiedliche Standards gibt für Sauberkeit, während die Aufgaben sowohl im eigenen Haushalt als auch bei Anderen eigentlich immer gleich bleiben. Und ganz nebenbei trainieren wir noch die Grob- und Feinmotorik.

Ich bin mächtig

Außerdem erleben wir etwas, das man auch heute noch sehr gut an sich selbst beobachten kann. Was gibt es Befriedigenderes als das Klackern im Staubsauger, nachdem man einen Haufen Krümel eingesaugt hat. Dieses Geräusch ist deshalb so befriedigend, weil wir daran erkennen können, dass wir etwas verändert haben: der Boden ist jetzt sauber, ich habe gehört, wie ich selbst dafür gesorgt habe. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich meine Umwelt zum Positiven beeinflussen kann. Diese – für Kinder wie Erwachsene enorm wichtige – Erfahrung nennt man Selbstwirksamkeit. Sie ist Basis für jede Form von Selbstwert und den Mut, sich in der Welt einzubringen. Ich erlebe, dass ich etwas verändern kann und darf, dass mein Beitrag sogar wertvoll ist. Und das ohne, dass ich eine nobelpreisverdächtige Leistung erbringen musste. Ich bin etwas wert, sobald ich mich einbringe.

Lauter kleine Erfolgserlebnisse

Neben der Selbstwirksamkeit gibt es noch einen Grund, warum das Klacken im Staubsauger so befriedigend ist: es ist ein Erfolgserlebnis. Unser Belohnungszentrum im Gehirn schüttet Hormone (Endorphine) aus, wenn wir etwas tun, das uns gut getan hat. Denn der Körper möchte uns sagen, dass wir das wiederholen sollen. Deshalb belohnt er uns mit einem guten Gefühl. Das Schöne am Haushalt ist, dass dieses gute Gefühl schon durch Kleinigkeiten entstehen kann. 10 Minuten Aufräumen kann schon einen kleinen Endorphin-Boost geben, der den Start in den Tag verschönert. Denn ich sehe ja sofort, was ich getan habe, bekomme das Feedback, etwas geschafft zu haben und werde für diesen Erfolg belohnt. Also gönnen Sie sich ruhig hin und wieder bewusst dieses Erfolgserlebnis und belohnen Sie sich mit einem guten Gefühl oder vielleicht etwas Pause auf dem Sofa.

Alles auf Halt, jetzt wird gespült

Sowohl das Erlebnis der Selbstwirksamkeit als auch das Erfolgserlebnis sind an den Abschluss der Aufgaben geknüpft. Aber Sie können auch schon allein die Durchführung für sich nutzen. Denn jede Tätigkeit kann eine kleine Pause für Ihren Kopf sein. Sie müssen dafür nichts weiter tun, als dieser Tätigkeit Ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Das bedeutet, dass Sie nichts weiter tun als das, was Sie eben gerade tun. Nehmen wir das Beispiel Kaffeetasse spülen: Sie reden nicht mit Anderen währenddessen, hören keine Musik, schauen nicht auf Handy oder Computer, Sie nehmen einfach nur die Tasse zur Hand und konzentrieren sich auf das Gefühl der Tasse in Ihrer Hand. Mit allen Sinnen nehmen Sie die Tasse wahr, fühlen, riechen, sehen sie genau an. Diese konzentrierte Aufmerksamkeit behalten Sie die ganze Zeit des Spülens bei, nehmen interessiert mit allen Sinnen alles auf, ohne das jedoch zu bewerten. Sie werden sehen, es kann sehr erholsam sein, einmal nur eine einzige Sache zu machen und diese mit voller Aufmerksamkeit. Vielleicht entdecken Sie dabei sogar noch etwas Neues an Ihrer Lieblingstasse. Und ganz nebenbei haben Sie Ihre erste Achtsamkeitsübung gemacht.

Wenn Ihnen diese Übung gefallen hat und Sie mehr über Achtsamkeit und ihre Wirkung im Alltag erfahren möchten, möchte ich Ihnen die Reihe psychisch gesund im Alltag empfehlen!

Wenn Sie sich etwas praktischeres wünschen, freue ich mich, wenn Sie mich kontaktieren oder ich Sie in einem meiner Kurse kennenlernen darf!

Außerdem geht es in diesem Artikel um die häufigsten Fehler bei der Entspannung.


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