Erstgespräch – was Sie erwartet


Lesedauer: 2 Minuten

Für mich alltäglich, für die Menschen mit denen ich arbeite immer etwas besonderes: das Erstgespräch. Oft habe ich erlebt, dass Menschen Angst haben, nicht wissen was sie erwartet oder was von ihnen erwartet wird. Deshalb möchte ich heute einige Dinge erklären um so hoffentlich etwas Angst zu nehmen.

Jede Woche ein Erstgespräch

Zunächst einmal ein Hinweis, der entlastend sein kann: ich führe jede Woche ein Erstgespräch, für mich in meiner Rolle als Therapeutin ist das normal. Natürlich, der erste Eindruck ist wichtig und Sie möchten sich gut präsentieren. Und gleichzeitig kommen Sie ja nicht zu einem netten Plausch zu mir, sondern weil Sie gerade alleine nicht zurecht kommen oder unzufrieden sind mit sich. Oft haben die Menschen, die mir gegenüber sitzen den Eindruck, sie müssten mir das vermitteln. Das ist auch völlig in Ordnung, denn Sie möchten sich ja verständlich machen und verstanden werden. Deshalb kann es entlastend sein zu wissen, dass mir (und meinen Kolleg:innen) genau dieses Dilemma bewusst ist. Wir erleben es jeden Tag in unserer Arbeit. Und wir haben es auch selbst in unserer Ausbildung erlebt.

Ungewohnte Beziehung

In unserem Alltag (er)leben wir viele unterschiedliche Beziehungen. Wir wissen, dass wir uns in jeder neuen Situation wieder auf eine andere Form der Beziehung einstellen müssen. Und doch ist sie anders, diese therapeutische Beziehung. Denn nur eine Person öffnet sich, erzählt von sich, ist Gegenstand des Gesprächs. Und das ist ungewohnt, im Alltag sogar unhöflich. Doch genau darin liegt auch eine Chance: Sie können sich und Ihre Verhaltensweisen reflektieren. Sie erleben sich in Beziehung und können Ihre Art, Beziehungen zu führen, betrachten. Und Sie haben jemanden an Ihrer Seite, der keine eigenen Motive verfolgt. Der Preis den Sie dafür zahlen ist, dass Sie nicht viel über diese Person wissen. Aber darin liegt auch die große Chance.

sich selbst einbringen

Ihr Gegenüber – so gut ausgebildet der oder diejenige auch ist – kennt Sie nicht. Natürlich haben Sie den Wunsch, der:die Andere möge Ihnen Fragen stellen, es Ihnen leichter machen. Aber wir sind auch nur Menschen, können keine Gedanken lesen, müssen Informationen von Ihnen erhalten. Und oft liegt schon in der Art, wie Sie Ihr Problem darstellen eine wichtige Information für uns. Deshalb möchte ich Sie bitten – und ich weiß, wie schwer das ist – sich selbst einzubringen. Stellen Sie die Fragen, die Sie haben. Sprechen Sie aus, dass es ungewohnt oder unangenehm ist hier zu sitzen. Oder, dass Sie sich wünschen würden, ich würde etwas fragen. Denn nur so kann eine Beziehung entstehen: indem Sie sich selbst einbringen.

Erwartungen im Erstgespräch

Man könnte meinen, dieser Punkt sei klar. Die Therapeutin erwartet ein Problem, die Patientin Hilfe. Aber je mehr wir ins Detail gehen, desto unklarer wird die Sache. Und da kann es manchmal hilfreich sein, sich zu fragen: Was erwarte ich mir von diesem Gespräch? Was erwarte ich mir von dieser Therapie? Welche Erwartungen werden vielleicht an mich gestellt? Und was sind realistische Erwartungen, die beide Parteien (gemeinsam) erfüllen können?

Natürlich kann es auch Teil der Therapie werden, diese Fragen und Erwartungen zu klären. Aber, wenn Sie die Fragen ohnehin irgendwann stellen und beantworten müssen, können Sie diese auch gleich ins Erstgespräch mitbringen.

Wie Sie noch mehr von Ihrer Beratung oder Therapie haben, erfahren Sie in diesem Beitrag.


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