Gut beraten – wie Sie hilfreich unterstützen


Lesedauer: 3 Minuten

Natürlich kann nicht jeder perfekte Berater:in oder Therapeut:in sein und die wenigstens entscheiden sich dafür, das beruflich zu machen. Sobald man aber irgendeine Art der sozialen Beziehung eingeht (eine Freundschaft, Partnerschaft oder nur eine Arbeitsbeziehung), ist man automatisch Berater:in, Therapeut:in und vor allem Zuhörer:in. Jeder fühlt sich im Laufe seines Lebens mal unverstanden und wir alle wissen, dass das ein ganz mieses Gefühl ist. Wenn man also ohnehin nicht drum rum kommt, anderen Menschen zuzuhören, warum es dann nicht gleich richtig machen?

Wenn mal wieder jemand mit einem Problem daher kommt, stellt man sich am besten gleich zu Beginn folgende Fragen:

  • Möchte die Person, dass man ihr nur zuhört?
  • Geht es darum, eine Lösung zu finden?
  • Erzählt die Person es mir einfach nur weil ich grade da bin, oder erhofft/ erwartet sie von mir etwas bestimmtes, was sie von anderen nicht bekommen kann?

Warum is es wichtig, was die Person mit dem Gespräch bezweckt? Das ist ein Problem, das häufig klischeehaft in der Kommunikation zwischen Männern und Frauen berichtet wird. Die Frau erzählt von ihren Problem mit Freundinnen, der Mann gibt Tipps wie man das Problem lösen könnte und dann fallen so unschöne Sätze wie: „Du hörst doch gar nicht richtig zu!“ Warum kommt es zu solchen Missverständnissen? Wenn jemand mit einem Problem zu mir kommt und einfach nur möchte, dass ich ihr zuhöre und ich gebe ihr einen Ratschlag, fühlt sie sich vermutlich unverstanden und belehrt. Möchte die Person Tipps und ich höre einfach nur zu, ohne das Erzählte zu kommentieren, fühlt die Person sich vermutlich allein gelassen mit ihrem Problem und hat das Gefühl, dass niemand eine Lösung dafür weiß und ohnehin schon alles zu spät ist. Es ist auch wichtig zu wissen, warum die Person das Problem gerade mir erzählt. Habe ich bestimmtes Fachwissen was das Problem angeht? Ist es ganz egal, wem sie es erzählt, Hauptsache sie wird es los? Man kann viel über sich selbst lernen, wenn man sich solche Fragen stellt.

authentisches Interesse

Beim Zuhören bzw. Beraten sind verschiedene Dinge wichtig. Zunächst mal ist es elementar, dass man echtes Interesse am Gegenüber und seinem Problem zeigt. Wenn kein Interesse da ist, fühlen sich beide schlechter: Der/die Erzähler:in merkt, dass kein Interesse an seinem Problem da ist und der/die Zuhörer:in langweilt sich. Hat man also kein Interesse oder gerade kein offenes Ohr für den anderen, ist es am besten man sagt das gerade heraus. Das muss ja nicht verletzend sein, ein freundlicher Hinweis auf einen anstrengenden Tag und darauf, dass es unfair wäre der Geschichte des anderen nicht die volle Aufmerksamkeit zu schenken, kann Wunder wirken.

vorurteilsfreies Zuhören

Wenn man jemand anderem ein Problem von sich erzählt, entsteht meistens eine gewisse Hemmschwelle. Man hat Angst vor Bewertung. Berät man also eine andere Person, sollte man versuchen, stets vorurteilsfrei an das Gespräch ran zu gehen und den anderen die ganze Geschichte erzählen zu lassen bevor man darauf zu reagieren. Natürlich sollte die Reaktion trotz allem authentisch sein, aber man sollte versuchen, dem Gegenüber nicht das Gefühl zu geben, dass man über ihn/sie urteilt.

Die Geschichte ganz hören

Oft hat man ab der Hälfte einer Geschichte das Gefühl, ihr Ende zu kennen. Man kennt die Person sehr gut, weiß ohnehin schon wie es ausgehen wird und möchte seinen Ratschlag am liebsten sofort los werden. Hier ist Zurückhaltung gefragt. Die besten Tipps sind die, bei denen man wirklich die ganze Situation genauestens ausgeleuchtet hat. Lieber nochmal nachfragen, wie die Situation genau entstanden ist und wie die betroffene Person sich dabei gefühlt hat, oft kommen Details ans Licht, die den Ratschlag verändern würden. Außerdem sollte man versuchen, nicht einfach einen Ratschlag zu geben und dann sauer zu sein, wenn die Person ihn nicht befolgt. Was den meisten Menschen wirklich hilft, ist verschiedene Lösungswege durchzusprechen. Meistens merkt man schon beim Durchsprechen, welche Lösung in Frage kommt und welche nicht.Und letztendlich ist immer der mit dem Problem der Experte/die Expertin für sein/ihr eigenes Problem und man selbst ist nur Berater:in.

Rückmeldungen

Grade bei Personen, die sich ihrer Außenwirkung nicht bewusst sind, oder oft in Situationen geraten, wo sie überrascht sind von der Reaktion ihrer Mitmenschen, kann eine Rückmeldung viel bewirken. Manchmal hat man schon beim Zuhören das Gefühl „oh je, da wäre ich auch sauer auf dich gewesen“. Viele Menschen bemerken aber gar nicht, dass sie solche Gefühle in anderen auslösen und reflektieren ihr eigenes Verhalten wenig. Hier kann eine vorsichtige Rückmeldung hilfreich sein. Natürlich sollte man nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber ein vorsichtiger Hinweis, dass man selbst das wohl auch anders verstanden hätte als es gemeint war (und die Erklärung warum) können schon viel bewirken.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert