Kunst- von Schöpfung und Genuss


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Natürlich, primär überlebenswichtig ist die Kunst nicht, das hat Covid gezeigt. Aber es wurde durch die Pandemie eben auch deutlich, wie viel unser Leben an Qualität verliert, wenn Kunst und Kultur für ein Jahr auf Eis gelegt werden. Deshalb möchte ich mit diesem Beitrag daran erinnern, dass auch das Erschaffen und Erleben von Kunst und Kultur zum Erhalt der seelischen Gesundheit beitragen kann.

Ausdruck und Ausleben von Gefühlen

Das Schöne an der Kunst ist, wir brauchen keine Worte. Klar, Kunst ist und darf (fast) alles, also können Worte genutzt werden, aber wir brauchen sie nicht. Und das ermöglicht einen Zugang zu unseren Gefühlen, der anders ist als der Zugang, den wir im Alltag nutzen: das Fühlen. Wir erleben Kunst, wir erfühlen Kunst, erfahren sie mit allen unseren Sinnen und tauchen so entweder ein in die Gefühlswelt einer anderen Person oder geben anderen Zugang zu unseren Gefühlen, wenn wir selbst künstlerisch tätig werden. Gerade deshalb ist die Kunsttherapie eine so wunderbare Ergänzung der Gesprächstherapien. Sie ermöglicht uns einen anderen Zugang zu unserer Gefühlswelt.

Zufriedenheit mit der eigenen Schöpfung

Dieser Zugang beinhaltet noch zwei weitere wichtige Aspekte: ich erschaffe etwas. Dieser Akt der Schöpfung kann schon an sich etwas sehr befriedigendes und beruhigendes haben. Zumal das Erschaffen von Kunst eine ganz wunderbare Achtsamkeitsübung ist. Ich kann Leinwand, Papier, Farbe, Material, Licht, Wasser, einfach alles womit ich arbeiten möchte, neu erfahren, damit spielen, ausprobieren. Und dieser achtsame, spielerische Zugang ermöglicht gleichzeitig noch dem eigenen Perfektionismus und Leistungsdruck entgegen zu wirken. Denn wenn es um den reinen Akt des Schaffens geht und ich diesen achtsam angehe, dann wird jede Bewertung der eigenen Kunst irrelevant. Und im Nicht-Bewerten steckt viel innere Freiheit.

Die Kunst der Anderen genießen

Neben den eigenen Kreationen kann es auch einfach schön sein, am Genie anderer teilzuhaben. Die Kunst bietet nicht nur einen Zugang zu den Emotionen anderer, sondern sie kann uns auch in eine bestimmte Stimmung versetzen. Bilder wirken auf uns, hinterlassen einen Eindruck, ein Gefühl, vielleicht auch eine Erinnerung. Manchmal bleibt auch nur ein Staunen über die Kreativität und Fertigkeit eines anderen menschen. Und auch in dieser Wertschätzung und Dankbarkeit liegt etwas eigenes Glück versteckt. Denn Glück wächst ja bekanntlich, wenn man es teilt.

Kunst und Kultur als Begegnungsort

Zu guter Letzt sind Orte der Kunst und Kultur immer auch Begegnungsorte. Ich kann die eigene Kultur begrüßen, darin Trost oder Geborgenheit finden oder in neue, fremde, andere Kulturen eintauchen. Ich kann sehen, wie oft scheinbare kulturelle Unterschiede verschwimmen, verschwinden oder nur Ausdruck ein und der selben Sache sind, die aus verschiedenen Perspektiven beschrieben wird. Und seit der Pandemie hat sich gezeigt: auch wenn sie nicht mehr Bestandteil des täglichen Lebens von jedem von uns ist, so fehlt doch ein großes Stück Raum für Begegnung, wenn Kunst und Kultur aus dem Alltag verschwinden. Vielleicht auch deshalb, weil das neugierige, wertfreie Interesse, das wir mitbringen, wenn wir uns auf die Kunst einlassen etwas besonderes ist, das geübt werden muss. Darin liegt aber auch die Chance, ganz nebenbei eine tolerante, neugierig-offene Gesellschaft zu erhalten, in der jede/r sein darf, wer er/sie ist.


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