Psycho-ABC: D wie Depression


Lesedauer: 3 Minuten

Immer mehr Prominente sprechen darüber, so langsam wird die Depression etwas, über das zumindest gesprochen werden kann. Das begrüße ich sehr, denn selbstverständlich habe ich in meinem beruflichen Alltag viel Berührung mit dieser Erkrankung und erlebe oft, wie die Stigmatisierung dieser Erkrankung Betroffene zusätzlich belastet. Gleichzeitig ist die Erkrankung wiederum so komplex, hat vielfältige Ursachen und kann bei jedem Menschen ein wenig anders aussehen, dass es ganze Bücher braucht, um sie zu beschreiben. Trotzdem möchte ich den Buchstaben D der Depression widmen und einen groben Überblick geben.

Wie viele Menschen betrifft das eigentlich?

Die sogenannte Lebenszeitprävalenz besagt, wie viele Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an der untersuchten Krankheit erkranken. Im Fall der Depression sind das aktuell etwa 17% der Deutschen, also jede:r Fünfte. Frauen erkranken 2-3mal häufiger als Männer. Das bedeutet, dass etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann einmal im Leben an einer depressiven Episode leidet.

Wer ist betroffen?

Das erschreckende und spannende an der Depression ist: sie kann jede:n treffen. Ähnlich wie körperliche Erkrankungen eben auch. Es ist ein häufig verbreitetes Vorurteil über psychische Erkrankungen, dass diese nur schwache Menschen treffen würden. Im Gegenteil, es braucht einiges an Nerven um mit einer psychischen Erkrankung zu leben. Meine Oma sagt oft: „Alt werden ist nichts für Feiglinge“. Ich finde, das gilt auch für psychische Erkrankungen. Denn sich den eigenen Themen zu stellen und zeitgleich mit den Symptomen zu leben, in einem Zustand körperlicher Antriebslosigkeit den Willen finden etwas dagegen zu tun, das erfordert Kraft und Mut.

Wie entstehen Depressionen?

Zur Entstehung psychischer Erkrankungen im Allgemeinen sage ich etwas in diesem Artikel. Deshalb werde ich mich hier sehr kurz halten. Verschiedene Therapierichtungen erklären die Entstehung von Depressionen unterschiedlich. Es gibt jedoch einige Gemeinsamkeiten: Eine Depression hat meist eine Ursache (die oft weiter zurückliegt als die Betroffenen glauben), eine auslösende Situation (etwas, wegen dem die Menschen sich in Behandlung begeben), vorausgehende Bedingungen, die zur Entstehung beitragen (z.B. Vorerkrankungen in der Familie) und geht u.A. einher mit Selbstkritik und anderen Verhaltensweisen, die zur Aufrechterhaltung der Erkrankung beitragen. Wie genau die Erkrankung bei einer bestimmten Person entstanden ist, muss im Laufe der Therapie geklärt werden.

Wie sieht eine Depression aus?

Depression ist nicht gleich Depression, ebenso wie Menschen verschieden sind, gibt es auch hier eine große Bandbreite an Ausprägungen der Erkrankung. Grundsätzlich gibt es bestimmte Symptome, die vorhanden sein müssen, um die Diagnose Depression zu stellen.

Zur Frage, wie sich die Depression anfühlt, gibt es ein schönes Video eines selbst Betroffenen: der Schwarze Hund. Da das Video die meisten Symptome erklärt und auch deutlich macht, wie sich Betroffene fühlen, binde ich es hier ein:

Formen der Depression

Grundsätzlich gehört die Depression zu den affektiven Störungen, das heißt, dass sie einen Einfluss auf das emotionale Erleben von Personen hat. Depressionen sind episodische Erkrankungen, eine Episode kann unbehandelt 9-12 Monate dauern. Mit Behandlung verkürzt sich diese Zeit auf etwa 3-6 Monate. An dieser Statistik sehen Sie bereits: die Depression ist eine Erkrankung, die sich i.d.R. gut behandeln lässt.

Eine Person kann im Laufe ihres Lebens auch nur eine Episode erleben, in der Regel sind es aber mehrere, manchmal auch mit großen Zeiträumen dazwischen. Anders bei der chronischer Depression oder der Dysthymie, denn hier ist die Stimmung dauerhaft (länger als 2 Jahre) gedrückt.

Neben der unipolaren Erkrankung (also eine Stimmungsverschiebung nach unten in den depressiven Bereich) gibt es auch die bipolare Erkrankung, also Ausschläge nach oben und unten. Super gute Stimmung mag im ersten Moment erstrebenswert klingen, allerdings ist die manische Episode für Betroffene äußert unangenehm, belastend und hat meist weitreichende Konsequenzen. Denn die Person hat oft Schwierigkeiten rational zu denken, verliert den Bezug zur Realität und trifft teils fatale Entscheidungen, häuft z.B. sehr schnell viele Schulden an oder wird aggressiv.


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