Psycho-ABC: H- wie (erlernte) Hilflosigkeit


Viele Klienten:innen sind häufig mit Gedanken, wie „Ich kann sowieso nichts daran ändern“ konfrontiert. Gedanken, die auf eine erlernte Hilflosigkeit hinweisen. Doch was ist das?

Das Konzept der erlernte(n)Hilflosigkeit

Das Konzept der erlernten Hilflosigkeit wurde vom amerikanischen Psychologen Martin E. P. Seligman erstellt. Durch Konditionierungsversuche mit Hunden, stellte dieser fest, dass die Hilflosigkeit der Tiere auch auf den Menschen übertragbar ist.

Prinzipiell geht das Konzept davon aus, dass Menschen, die sich in einer bestimmten Situation als hilflos erleben, dieses Gefühl auf ähnliche Situationen übertragen. Das heißt sie generalisieren das Gefühl von Hilflosigkeit. Folglich empfindet sich eine Frau, die mehrmals beim Aufbau eines Tisches scheitert, selbst als handwerklich unbegabt und überlässt jede handwerkliche Aufgabe in Zukunft ihrem Mann. Die Erfahrung der Hilflosigkeit verleitet die Frau also dazu, dass sie sich selbst als weniger wirksam erlebt.

Als Folge permanent erfahrener Hilflosigkeit sinkt die Motivation der Handelden zu erneutem Handeln. Dies führt zu weitreichenden Konsequenzen auf der kognitiven, emotionalen und motivationalen Ebene. So können wiederholte schulische Misserfolge dazu führen, dass Schüler ihre Motivation zum Lernen reduzieren. Folglich benötigen sie mehr Zeit, um neue Lerninhalte zu verinnerlichen. Sie können zudem teilnahmslos wirken und es kann so aussehen, als haben sie „aufgegeben“, gute schulische Leistungen zu erzielen.

Derartige gedankliche Konstrukte finden sich auch bei vielen psychisch Erkrankungen, wie bei einer Depression, wieder. Daher vermutete man für einen langen Zeitraum, dass sich die erlernte Hilflosigkeit immer in einer Depression entlädt.

Depression als Folge von erlernter Hilflosigkeit?

Die Studien von Abramson et. al.  weisen jedoch daraufhin, dass Hilflosigkeit nicht automatisch zur Depression führen muss. Nach Ansicht der Forscher, komme es auf den Attributionsstil des Individuums an, d.h. welche Ursachenzuschreibung es vornimmt. Grundsätzlich umfasst der Attributionsstil eines Menschen drei Dimensionen. Der Mensch unterscheidet bei der Beurteilung der Ursache von einem Erfolg/ Misserfolg zunächst darin, ob seine Person (d.h. seine Persönlichkeit, Einstellungen, Fähigkeiten, etc.) oder äußere Umstände die Situation bedingen. Zudem wägt er ab, ob die Ursache für den Erfolg bzw. Misserfolg über die Zeit hinweg bestehen bleibt oder zeitlich variabel ist. Schließlich beurteilt der Akteur, ob die Ursache für ein Erfolg/Misserfolg nur in dieser oder einer Vielzahl von Situationen zu der entsprechenden Konsequenz geführt hat.

Forscher gehen davon aus, dass vor allem Menschen, die dazu neigen, die Ursache für Misserfolge in sich selber zu sehen und davon überzeugt sind, dass ihr Scheitern auch in zukünftigen , ähnlichen Situationen beständig ist, anfällig für Depressionen sind. Sie sprechen in diesem Kontext auch von einem pessimistischen Attributionsstil.

Ein Student, der eine Klausur nicht besteht und über einer solchen Attributionsstil verfügt würde sich demnach mit folgenden Gedanken belasten: „Ich bin unfähig, Prüfungen zu bestehen“ oder „Ich bin zu dumm für ein Studium.“

Wie wirkt man der erlernten Hilflosigkeit entgegen?

Um dem Konzept der erlernten Hilflosigkeit entgegenzuwirken und damit eine potentielle Depression zu verhindern, müssen derartige Attributionsstile offengelegt und überarbeitet werden.

Ziel der Betroffenen sollte sein, aus der Passivität und dem Durchleben der „Opferrolle“ herauszutreten und wieder zu lernen, Kontrolle und Verantwortung für ihr Leben zu haben.

Neben der Veränderung des Attributionsstil kann es förderlich sein, das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken. Wie Ihnen dies gelingen kann, können sie in dem folgenden Artikel nachlesen.


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