Psychologische Praxis

Helena Berchtold


Psycho-ABC: J wie Johanniskraut

Lesedauer: 2 Minuten

Immer mehr Menschen brauchen Psychotherapie, warten oft monatelang auf einen Platz. Für diese Wartezeit brauchen sie Unterstützung und Johanniskraut wird oft als geeignetes Mittel angepriesen. Häufig kommen Klient:innen mit der Überzeugung es sei frei von Nebenwirkungen, schließlich ist es ja „pflanzlich“. Doch was ist eigentlich Johanniskraut und mit welchen Gefahren kann der Konsum des Krautes einhergehen?

Was ist Johanniskraut

Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird auch als Tüpfel-Hartheu bezeichnet und gilt als eines der bekanntesten Heilkräuter Europas. Das Echte Johanniskraut zeichnet sich durch seine Wuchshöhen von bis zu einem Meter sowie durch ihre recht tief liegenden und verästelten Wurzeln aus. Die Pflanze besteht aus oval und gegenständigen Blätter. Auf diesen Blättern befinden sich zahlreiche Öldrüsen, die die ätherischen Öle des Krautes speichern können. Die Ernte der Pflanze erfolgt etwa um den 24. Juni. Bei der Ernte wird das Kraut kurz über dem Boden abgeschnitten und zu Büscheln zusammen gebunden. Anschließend wird es an einem schattigen und gut belüfteten Ort gelagert.

Das Johanniskraut als Heilpflanze

Bereits seit der Antike wird Johanniskraut als Heilkraut hoch geschätzt. Dort wurde es unter anderem als Wundkraut verwendet. In alten Kräuterbüchern wird die Pflanze auch als wirksames Mittel gegen innere Blutungen, Blasensteine oder Verdauungsbeschwerden dargestellt. Als Öl kommt das Kraut bei Traumen, Verletzungen, Muskelverspannungen und Wirbelsäulenbeschwerden zum Einsatz. Dabei wirkt es schmerzlindernd und antientzündlich. Es hilft zudem bei Zerrungen und Verdrehungen.

Seit dem Mittelalter weiß man, dass das Kraut sich auch positiv auf die Psyche auswirken kann. So enthalten die Öldrüsen der Pflanzen Stoffe, die auf das zentrale Nervensystem einwirken können und zur Besserung leichter psychischer Beschwerden beitragen können.

Ein Kraut zur Milderung von Depressionen?

In der Naturheilpraxis gilt Johanniskraut als äußerst beliebtes Mittel zu Milderung von leichten oder mittelschweren Depressionen. Dabei entscheiden Ärzt:innen oder Heilpraktiker:innen über den Einsatz und die Dosierung des Krautes. Die Inhaltsstoffe der Pflanze führen zu einem Anstieg von Neurotransmittern. Zudem kann die Einnahmen von Johanniskraut-Präparaten dem Lichtmangel im Winter entgegenwirken, sodass einer Winterdepression vorgebeugt werden kann.

Bei der Einnahme des Krautes kann man zwischen Tee, Kapsel oder Tabletten wählen. Zahlreiche klinische Studien wiesen bereits nach, dass die Einnahme von Johanniskrautpräparaten eine deutliche Verbesserung von leichten depressiven Zuständen bewirkt. Als effektivste Behandlung hat sich dabei die Einnahme von Kapseln oder Tabletten bewährt. Für eine Besserung der Beschwerden, müssen diese mehrere Wochen eingenommen werden. Es sollte jedoch bedacht werden, dass Johanniskraut, trotz seiner Natürlichkeit, ein Arzneimittel darstellt und unter Umständen mit unerwünschten Nebenwirkungen einhergeht.

Ein Stimmungsaufheller mit Nebenwirkungen

In der Vergangenheit wiesen eine Reihe von Forschungsergebnisse bereits darauf hin, dass Präparate mit dem Inhaltsstoff Johanniskraut mit Vorsicht zu genießen sind. So kann der Konsum des Krautes sowohl zu Übelkeit als auch zu Hautirritationen und Kopfschmerzen führen. Darüber hinaus kann es die Wirksamkeit von Medikamenten, wie beispielsweise von Mitteln, die das Blut langsamer gerinnen lassen oder die die Immunabwehr unterdrücken, reduzieren. Auch steht der Inhaltsstoff unter dem Verdacht, die Zuverlässigkeit der Antibabypille zu mindern. Für eine verantwortungsbewusste Einnahme von Johanniskrautpräparaten ist es daher wichtig, sich vorab mit einem Arzt/ einer Ärztin abzusprechen. Um depressiven Verstimmungen vorzubeugen, eignet sich auch das Konzept der Achtsamkeit. Dieses wird im folgenden Artikel näher erläutert.