Psychologe, Psychotherapeut, Psychiater – alles das gleiche?


Lesedauer: 4 Minuten

Psychologe, Psychotherapeut, Psychiater – ist das alles das Gleiche? Und wo muss ich wann hin? Wer hilft bei was? Wer ist überhaupt wie ausgebildet? Für Hilfesuchende ist die Versorgungslage in Deutschland sehr unübersichtlich. Ich möchte deshalb dazu beitragen, dass etwas klarer wird: was ist der Unterschied?

Symbolbild für die Unterscheidung Psychologe, Psychotherapeut, Psychiater. Im Bild ist ein mittig aufgeschlagenes Lexikon zu sehen, auf dem eine Lesebrille liegt.

Für viele Menschen sind die Unterschiede so unklar, dass sie gar nicht wissen, wer hilft wann? Das kann die ohnehin schon schlechte Versorgung in Deutschland noch zusätzlich erschweren.

Wer schon weiß, wonach er sucht, und hier nur erfahren möchte, wie man an einen Psychotherapeuten kommt, kann hier direkt zum richtigen Abschnitt springen.


Wer ist wofür zuständig?

Damit das etwas klarer wird, erkläre ich erstmal den Unterschied zwischen den verschiedenen Berufsbildern, deren Ausbildung und Aufgabenbereich. Sind die Unterschiede klar, ist die Klärung aller anderen Fragen wesentlich einfacher.

psychologische BeraterIn

es handelt sich hierbei um keinen geschützten Begriff. Jeder darf sich psychologischer Berater nennen, auch wenn der oder diejenige keine Ausbildung hat. Darum ist hier Vorsicht geboten. Überprüfen Sie die Qualifikation der Person, deren Beratung man in Anspruch nimmt. Hier kann das Gütesiegel des Berufsverbandes deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) helfen. Der BDP übernimmt für Sie die Qualitätsprüfung. Er vergibt dieses Siegel an qualifizierte PsychologInnen, die eine fundierte Ausbildung und Erfahrung in der psychologischen Beratung gesammelt haben.

PsychologIn

Um sich Psychologin oder Psychologe nennen zu dürfen, muss man ein Hochschulstudium (Bachelor & Master oder Diplom) absolviert haben. Die Psychologie ist eine eigenständige Wissenschaft, während die Psychiatrie ein Teilgebiet der Medizin ist. Die Psychologie beschreibt und erklärt das Wahrnehmen, Erleben und Verhalten des Menschen. Sie betrachtet also seine Entwicklung im Laufe des Lebens und auch alle dafür wichtigen inneren und äußeren Faktoren und Bedingungen. Im Studium erwirbt man also Wissen über die seelisch-körperliche Gesundheit und Krankheit. Und auch über Grundlagen der wissenschaftlichen Psychotherapie. 

Psychologische PsychotherapeutIn

Um psychologische Psychotherapeutin zu werden, muss man vom Grundberuf her PsychologIn sein. Anschließend folgt (je nach Verfahren) eine drei bis fünfjährige Weiterbildung. Die Ausbildung ist sehr aufwändig. Sie umfass Theoriestunden, Praktische Arbeit in verschiedenen Klinken, Selbsterfahrung und das Therapieren eigener PatientInnen unter Supervision. Grundlage der Weiterbildung ist sich das Psychotherapeutengesetz. Es gibt vier verschiedene Richtlinienverfahren: die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die Psychoanalyse und die systematische Therapie. Tiefenpsychologie und Psychoanalyse bilden gemeinsam die sogenannten psychodynamischen Verfahren.

Ärztliche PsychotherapeutIn

Ärztliche Psychotherapeuten sind vom Grundberuf her Mediziner, haben also ein mindestens 6-jähriges Medizinstudium absolviert, mit der Approbation abgeschlossen sowie die dazugehörende Erfahrung in der Praxis gesammelt. Wie bei psychologischen Psychotherapeuten kommt nach dem Grundberuf des Mediziners eine umfangreiche Weiterbildung.

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Um in Deutschland als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie tätig zu werden, muss eine insgesamt 11-jährige Aus- und Weiterbildungszeit absolviert werden. Also 6 Jahre Studium und mindestens 5 Jahre Facharztweiterbildung. Es braucht also praktische Erfahrung in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Patientenversorgung und der Neurologie. Die Berufsgruppe der Ärzte ist die einzige, die berechtigt ist, Medikamente zu verschreiben. Ein Besuch beim Facharzt für Psychiatrie findet in der Regel einmal im Quartal statt. Also alle 4 Monate etwa. Das kann zwar eine wöchentliche Psychotherapie nicht ersetzen, aber wunderbar ergänzen.

HeilpraktikerIn für Psychotherapie (HP)

Für den Heilpraktiker für Psychotherapie gibt es keine einheitliche und staatlich regulierte Ausbildung. Genau genommen wird überhaupt keine Ausbildung vorausgesetzt. Man muss lediglich eine Prüfung ablegen. Außerdem gibt es wenig Voraussetzungen, die man erfüllen muss um die Erteilung der Berufserlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz zu bekommen. Ganz anders die oben beschriebenen sehr umfangreichen universitären Aus- und Weiterbildungen. Man braucht einen Volksschulabschluss, muss das 25. Lebensjahr vollendet haben, keine Vorstrafen haben und gesund genug sein um den Beruf auszuüben. Natürlich gibt es auch in diesem Bereich sehr gute Unterstützung, jedoch bietet die Ausbildung im Vergleich zu den anderen hier vorgestellten Berufsbildern keinerlei Qualitätssicherung. Denn der (nicht abverlangten) „Ausbildung“ für Heilpraktiker steht eine durchschnittlich 12-jährige Studien- und Ausbildungszeit von Seiten sowohl ärztlicher als auch nichtärztlicher approbierter PsychotherapeutInnen gegenüber. Deshalb darf auch die Berufsbezeichnung Psychotherapeut nicht geführt werden. In der Praxis findet man jedoch oft Psychotherapie (HP), was für Laien sehr irreführend sein kann.


Wie komme ich an einen Psychotherapeuten?

In Deutschland findet man (psychologische oder ärztliche) Psychotherapeuten mit Approbation über die Krankenkassen. Ein Therapeut mit Approbation kann einen Kassensitz erwerben oder ohne Kassensitz arbeiten. Der Unterschied für die Patienten ist der, ob die Krankenkasse die Behandlung zahlt. Nimmt man einen Therapeuten mit Kassensitz in Anspruch, übernimmt sowohl die private als auch die gesetzliche Krankenkasse die Behandlung. Bei Therapeuten ohne Kassensitz übernimmt die private Krankenversicherung die Kosten ebenfalls. Für Versicherte der gesetzlichen Krankenkasse gibt es in diesem Fall die Möglichkeit einer sogenannten Kostenrückerstattung, in der Praxis lehnen das aber immer mehr gesetzliche Krankenkassen ab. Zudem gibt es die Möglichkeit, eine Therapie als Selbstzahler in Anspruch zu nehmen.

Eine Liste von Psychotherapeuten (in der eigenen Umgebung) gibt es hier.


Mein Angebot

Ich biete psychologische Beratung an, bin Psychologin, Pädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie.

Das bedeutet, dass meine Leistung nicht von einer Krankenkasse übernommen werden kann, sondern die Kosten selbst getragen werden müssen.

Ich biete Ihnen Unterstützung in Situationen, in denen Sie selbst nicht mehr weiter kommen. Das kann Unterstützung in ganz verschiedenen Situationen sein, beispielsweise Lebenskrisen, Schwierigkeiten in der Beziehung, berufliche Unsicherheiten oder die Suche nach mehr Sinn und Erfüllung im Leben. Der Vorteil professioneller psychologischer Beratung ist, dass Sie Unterstützung von einer unabhängigen Person mit einem offenen Ohr erhalten, die Ihnen wertfrei und fachlich kompetent einen anderen Blick auf die Herausforderungen des Lebens bieten kann.

Ich hoffe, dass Sie nach meinen Erklärungen den Unterschied Psychologe, Psychiater, Psychotherapeut besser verstehen. Alles kann hier natürlich nicht erklärt werden, wenn Ihnen also noch etwas unklar ist, lassen Sie gerne einen Kommentar da und ich versuche es nochmal zu erklären. Haben Sie noch Fragen? Kontaktieren Sie mich gerne.

Oder vereinbaren Sie gleich ein Erstgespräch.


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7 Antworten zu “Psychologe, Psychotherapeut, Psychiater – alles das gleiche?”

  1. Es ist schade, dass vielen Leuten der Unterschied zwischen Psychologe, Psychotherapeut und Psychiater nicht klar ist. Ich habe das aber auch erst durch einen Freund erfahren, der die Ausbildung in der Psychotherapie macht. Ich hoffe, dass dieses Unwissen Menschen nicht in ihrem Therapieprozess im Weg steht.

    • Ja, Psychotherapeuten oder Psychotherapeutinnen können vom Grundberuf her Mediziner oder Medizinerinnen sein. Aber eben auch Psychologinnen und Psychologen können nach entsprechender Ausbildung im Bereich Psychotherapie tätig werden. Ich würde also nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass der Grundberuf Arzt oder Ärztin war. Es gibt im Gegenteil viel mehr psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (20.801 im Jahr 2018 lt. DGPPN) als ärztliche (6.302 im Jahr 2018 laut DGPPN). Und diese Aussagen gelten auch nur für Deutschland, in Österreich ist die Ausbildung und der Zugang zur Ausbildung beispielsweise anders geregelt.

  2. Sehr gut, dass mit diesen drei Begriffen ein mal aufgeräumt wird. Etwas nah sind sie sich ja schon. Das man als Facharzt für Psychiatrie eine 11-Jährige Aus- und Weiterbildung hat finde ich sehr viel. Aber vermutlich muss das auch so sein.

  3. Mein Freund will gern einen Psychotherapeuten besuchen. Es ist gut zu wissen das Psychotherapeuten gleichzeitig auch Psychologen sind. Ich werde ihm das mitteilen so das er den richtigen findet. 

    • Es freut mich, wenn Ihnen der Artikel weitergeholfen hat! Die Versorgungslage in Deutschland ist leider derart undurchsichtig, dass es solche Artikel noch immer braucht. Schön, wenn ich meinen Teil zur Aufklärung beitragen konnte. Ich wünsche Ihrem Freund alles Gute!
      Viele Grüße
      Helena Berchtold

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