Wie aus Krisen Chancen werden


Lesedauer: 3 Minuten

Letzte Woche war ich beim Friseur. Meine Friseurin erzählte mir, dass sie sich endlich dazu durchringen konnte, Freitag und Samstag frei zu nehmen. Seit 45 Jahren arbeitete sie als Friseurin und konnte sich erst jetzt vorstellen, sich diese zwei freien Tage zu gönnen. Grund für ihre Entscheidung: mit Corona war eh alles anders, warum nicht etwas Neues probieren? Und ich dachte: was für ein wunderbares Beispiel dafür, wie aus Krisen Chancen werden.

Vielleicht sollte an dieser Stelle gesagt werden: ich rede nicht davon, dass wir die Dinge, die weggefallen sind oder sich verschlechtert haben, schönreden. Zum Thema toxic positivity gibt es hier einen schönen Artikel von der AOK. Ich spreche auch nicht davon, Traumatisierungen zu verharmlosen oder zu ignorieren. Ich spreche von einer anderen Chance: Krisenzeiten stellen unser „normal“ in Frage. Und das gibt uns die Chance, diesen Denkanstoß zu nutzen und das „normal“ zu hinterfragen.

Was ist eigentlich normal?

Was für jeden von uns normal ist, hängt mit unserem Aufwachsen zusammen. Die Welt, die unsere Eltern (oder Bezugspersonen) gestalten, ist die einzige Welt, die wir kennen. Bis zur Pubertät leben wir meist einfach damit, dass die Dinge so sind, wie unser Umfeld sie uns zeigt. Abhängig davon, wie diese Personen mit sich selbst umgehen, sieht die Welt dann aus. Hier wird auch deutlich, warum „normal“ viel mit Geschichte zu tun hat. Denn: die Generation der Baby-Boomer wuchs mit Eltern auf, deren „normal“ häufig Krieg, Hunger, Todesangst und Überleben waren. Diese Eltern haben bestimmt nicht vorgelebt, dass es wichtig ist, einen Selfcare-Sunday einzulegen. Diese Eltern haben beigebracht: die Welt kann grausam und gefährlich sein, aber mit harter Arbeit kannst du es schaffen. Also hat die Baby-Boomer-Generation dieses normal gelebt, den wirtschaftlichen Aufschwung getragen und erlebt, dass es sich auszahlt, hart zu arbeiten. Und das wiederum wurde zum „normal“ deren Kinder, usw.

Ich mache das mal anders

An bestimmten Stellen in unserem Leben, beschließen wir, dass wir selbstständiger und von den Eltern unabhängig sein wollen. Im Kindesalter üben wir schon mal ein wenig, aber so richtig beginnen wir damit in der Pubertät. Wir suchen uns die erste Beziehung, die Freunde werden wichtiger, der Berufsstart steht an. Im ersten Moment scheint es, als hätten wir uns gefunden und würden alles anders machen als die Eltern. Aber wir übersehen dabei, dass wir immer noch diese uns so bekannte Welt als „normal“ erleben. Und dann machen wir es doch nicht anders, tappen immer wieder in die gleichen Fallen und reden uns das schön. Oder arrangieren uns vielleicht sogar damit.

Und dann kam Corona

So große und globale Krisen wie eine Pandemie stellen unser Leben auf den Kopf. Es wird sichtbar, was wir alles als selbstverständlich und unveränderlich wahrgenommen haben. Plötzlich wird viel Veränderung nötig, die vorher undenkbar war. Und es tun sich Chancen auf: das eigene „normal“ oder „das geht nicht“, „das war schon immer so“ zu hinterfragen. Und stattdessen zu prüfen: wie möchte ich es denn haben? Klar, es ist nicht alles möglich und viele Veränderungen gehen erst einmal mit Verzicht einher. Aber vielleicht ist das ja gar nicht so schlimm. Denn es hat sich auch in der Krise gezeigt: manchen Luxus braucht es nicht. Hin und wieder ist es für unsere Gesundheit sogar besser, nicht den bequemen Weg zu gehen.

Angenehm ist nicht immer gesund

Im Gegenteil, Schmerz lässt sich gar nicht vermeiden im Leben. Wer versucht, Schmerz zu vermeiden, der verpasst das halbe Leben. Mehr zum Thema findet sich hier. Auf den ersten Blick widerspricht sich das: sich das Leben angenehmer machen indem wir unseren Alltag hinterfragen. Aber dann auch nicht immer nur den angenehmen Weg gehen, weil das auch wieder nicht gesund ist. Was also tun? Wie passt das zusammen?

Was ist mein Bedürfnis

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Bedürfniserfüllung und Luxus. Ich meine damit folgendes: es ist nicht immer angenehm, sich bei jedem Wetter draußen zu bewegen. Lieber liege ich den ganzen Tag im Spa oder verwöhne mich am Buffet. Aber unser Körper und unsere Psyche brauchen einen Ausgleich. Wir brauchen die Bewegung, die frische Luft und manchmal auch schlechtes Wetter, denn das hält uns gesund. Wir brauchen aber auch Ruhephasen und einen Alltag, der unseren Bedürfnissen gerecht wird. Es geht also nicht darum, sich selbst im Alltag zu verwöhnen und sich auf der Arbeit anderer auszuruhen. Sondern, sich auf das zu besinnen, was uns wirklich gut tut.

Und genau da können aus Krisen Chancen werden. Denn sie reißen uns aus unsere Bequemlichkeit und zeigen auf, was wirklich wichtig ist. Jetzt geht es darum, hinzuhören. Und den Mut zu haben, den eigenen Alltag umzugestalten. Ich finde dafür die Praxis der Achtsamkeit ein wunderbares Mittel. Deshalb lehre ich sie auch in meinen Kursen.


Im Alltag finden sich immer wieder kleine Momente der Achtsamkeit. Diese Inseln der innere Ruhe können helfen eigene Bedürfnisse zu erkennen und so ausgeglichen und gesund zu bleiben. Achtsamkeit ist eine Technik, die jede:r lernen kann und für die man absolut nichts braucht außer die eigene Wahrnehmung. Das kann jede:r schnell und einfach lernen und für sich passend umsetzen. Deshalb biete ich Achtsamkeitskurse an.

Alle Infos zu Kursen vor Ort oder den neuen Onlinekursen findest du hier.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert